
Batterierecycling ist kein
Nice-to-have – es ist Pflicht
Wie gestaltet sich die aktuelle Situation beim Recycling von Haushaltsbatterien?
Der Markt ist derzeit stabil, wird aber aufgrund neuer EU-Vorgaben zu Sammelquoten – 73 % ab 2030 – in den nächsten Jahren wachsen: Allein in Deutschland wurden im Jahr 2023 über 55.000 Tonnen Batterien in Verkehr gebracht. Nur etwa die Hälfte davon gelangt tatsächlich in den Rücklauf einer getrennten Sammlung. Europaweit liegt die Sammelquote bei rund 46 %. Das bedeutet: Millionen Batterien bleiben in Geräten verbaut, landen im Rest-bzw. Verpackungsmüll oder liegen ungenutzt in Haushalten. Das ist nicht nur ein Verlust wertvoller Rohstoffe, sondern birgt auch erhebliche Sicherheitsrisiken. Besonders Lithiumbatterien gelten als kritisch – sie können bei falscher Lagerung oder Beschädigung Brände auslösen, etwa in Sammelfahrzeugen, Aufbereitungsanlagen oder bei der Zwischenlagerung. In Deutschland liegt der Anteil an in Verkehr gebrachten LI-Ion Batterien mittlerweile bei über 25 %.
Was sind Hürden für die Recyclingbetriebe?
Die EU plant die Einstufung gemischter Haushaltsbatterien als „gefährlicher Abfall“. Im Zuge der Überarbeitung des Europäischen Abfallverzeichnisses wurde die Einstufung von sogenannter „Schwarzmasse“ als gefährlicher Abfall bereits beschlossen. Diese Änderungen führen dazu, dass die Lagerung solcher Abfälle Anpassungen bestehender Betriebsgenehmigungen erforderlich macht. Darüber hinaus könnten betroffene Anlagen künftig unter die Bestimmungen der Störfallverordnung fallen. Ein Schritt, der Genehmigungen und Betriebskosten für Entsorgungsunternehmen drastisch erhöht. Nach ADR dürfen nicht mehr als 330 kg Lithiumbatterien in einem LKW ohne spezielle Transportverpackung transportiert werden. Generell ist für grenzüberschreitenden Transport damit ein aufwändiger Notifizierungsprozess nötig. Das verursacht auch höhere Logistikkosten und strengere Versicherungsauflagen.
Wie verändert sich die Lage durch den geplanten EU Batterie Pass?
Sie wird komplexer. Ab 2026 sollen Informationen zu Kapazität und Recyclingfähigkeit von Batterien angegeben werden müssen. Weitere Infos sollen via QR Code erreichbar sein. Wo dieser aufgedruckt wird, ist noch fraglich. Batterien müssen zudem mit dem Symbol für die „getrennte Sammlung“ gekennzeichnet sein, um auf die ordnungsgemäße Entsorgung hinzuweisen. Alles gut gemeint – aber in der Praxis ist eine sortenreine Sortierung trotzdem oft schwer umsetzbar. Der Grund: viele Batterien sind aufgrund ihrer Größe, Verpackung, Verunreinigungen oder Beschädigungen nicht eindeutig erkennbar. Verpackte Batterien gelten zwar als sicher, können jedoch keiner spezifischen Sortierkategorie zugewiesen werden. Besonders problematisch sind vergilbte, verschmutzte oder nicht eindeutig identifizierbare Batterien – sie entziehen sich einer verlässlichen Zuordnung im Sortierprozess. Zusätzlich fehlt bei Batterien aus Nicht-EU-Ländern häufig eine klare oder korrekte Kennzeichnung der enthaltenen Zellchemie, was weitere Unsicherheiten verursacht.
Wie begegnet Saubermacher diesen Herausforderungen?
Wir setzen auf Hightech und Kooperation: Gemeinsam mit der Meinhardt Städtereinigung GmbH und Co. KG bauen wir im südhessischen Ginsheim-Gustavsburg eine der modernsten Batterierecyclinganlagen Europas. Dort sortieren wir KI-gestützt bis zu 20.000 Tonnen Haushaltsbatterien jährlich und treiben das Recycling direkt vor Ort voran. Dank modernster Brandschutzsysteme entspricht die Anlage höchsten Sicherheitsstandards.

Warum ist Recycling wirtschaftlich sinnvoll, ökologisch notwendig?
Nickel, Zink und Mangan – all das sind kritische Rohstoffe und machen 40 % der klassischen Haushaltsbatterie aus, der Rest sind Metalle. Wir können bis zu 85 % der Batteriemasse rückgewinnen. Und das mit bis zu 95 % weniger Energieeinsatz als bei der Primärproduktion. Besonders wirkungsvoll sind hydrometallurgische Verfahren. Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sind solche Technologien der Schlüssel.
Der Appell an die Branche?
Design for Recycling muss zum Standard werden. Hersteller, Handel und Entsorger müssen enger zusammenarbeiten. Wir brauchen klare Kennzeichnungen, digitale Rückverfolgbarkeit und europaweit einheitliche Regelungen. Nur so gelingt der Schritt von der Vision zur Realität – hin zu einer echten Circular Battery Economy. Zudem muss eine Methode etabliert werden, z.B. das vom VOEB proklamierte Cash-back-System, um für Lithium-Gerätebatterien eine annähernd 100 % Sammelquote zu gewährleisten, denn diese Batterien sind unsachgemäß gesammelt brandgefährlich.