Sechs Teilnehmende der Podiumsdiskussion
12. Juni 2025

Gemein­sam mehr errei­chen: Öffent­lich-private Part­ner­schaf­ten als Mo­dell der Zu­kunft

In Zei­ten stei­gen­der An­for­de­run­gen und wach­sen­der fi­nan­zi­el­ler Her­aus­for­de­run­gen ste­hen Städ­te und Ge­mein­den vor der Fra­ge: Wie lässt sich die kom­mu­na­le Da­seins­vor­sor­ge zu­kunfts­si­cher und gleich­zei­tig wirt­schaft­lich trag­fä­hig ge­stal­ten? Und wie las­sen sich zu­sätz­li­che Ein­nah­men ge­ne­rie­ren. Öf­fent­lich-pri­va­te Part­ner­schaf­ten (ÖPPs) bie­ten ei­ne wir­kungs­vol­le Ant­wort dar­auf. Sie ver­bin­den kom­mu­na­le Steue­rung mit ope­ra­ti­ver Ef­fi­zi­enz, In­ves­ti­ti­ons­kraft und fi­nan­zi­el­len Vor­tei­len.

ÖPPs er­mög­li­chen Ge­mein­den ei­ne mo­der­ne, wirt­schaft­lich sta­bi­le und so­zi­al ver­ant­wor­tungs­vol­le Da­seins­vor­sor­ge – auch über Lan­des­gren­zen hin­weg. Sau­ber­ma­cher ist Vor­rei­ter auf die­sem Ge­biet und be­treibt der­zeit 19 er­folg­rei­che Part­ner­schaf­ten in Ös­ter­reich und dem be­nach­bar­ten Aus­land. Ge­mein­den pro­fi­tie­ren von kal­ku­lier­ba­ren Kos­ten, neu­en Ein­nah­me­quel­len durch Dritt­ge­schäft und lang­fris­ti­ger Haus­halts­ent­las­tung.

Im Ge­spräch ge­ben vier Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten Ein­blick in Chan­cen, Vor­aus­set­zun­gen und Er­fah­run­gen aus der Pra­xis.

  • Gün­ther Al­bel, Bür­ger­meis­ter Stadt Vil­lach
  • Mar­tin Oder, Rechts­an­walt und Part­ner Has­lin­ger & Na­ge­le
  • Pe­ter Pilz, Steu­er­be­ra­ter BDO Aus­tria
  • An­dre­as Opelt, Chief Ope­ra­ting Of­fi­cer (COO) Sau­ber­ma­cher Dienst­leis­tungs AG

Wie ist die fi­nan­zi­el­le Aus­gangs­la­ge in den Ge­mein­den – und was be­deu­tet das für die Da­seins­vor­sor­ge?
Al­bel: Ge­mein­den ha­ben ak­tu­ell mit enor­mem Druck zu kämp­fen: Der Fi­nanz­aus­gleich ist nicht mehr aus­ge­wo­gen, In­ves­ti­tio­nen sind kaum mög­lich. Wir sind die größ­ten öf­fent­li­chen In­ves­to­ren – wenn wir nicht mehr in­ves­tie­ren kön­nen, steht viel still. Und das in ei­ner Pha­se, wo man­cher­orts ASZ ver­al­tet sind und Fuhr­parks lau­fend er­neu­ert wer­den müss­ten. Ge­mein­den brau­chen Mo­del­le, die ih­nen Luft zum At­men ge­ben.

Was sa­gen die Zah­len zur Haus­halts­la­ge?
Pilz: Die Ge­mein­den sind die ein­zi­ge Ge­biets­kör­per­schaft, die ihr De­fi­zit von 2023 auf 2024 nicht er­höht ha­ben – sie leis­ten ih­ren Bei­trag. Den­noch sinkt der Hand­lungs­spiel­raum: 2019 ka­men noch 51 % der Er­trags­an­tei­le tat­säch­lich an, 2024 sind es nur mehr 37 %. Um­la­gen fres­sen al­les auf. Das ope­ra­ti­ve Er­geb­nis hat sich seit 2019 hal­biert. Gleich­zei­tig stei­gen die Per­so­nal­kos­ten. Und auch die Ein­nah­men sta­gnie­ren – et­wa durch Per­so­nal­ab­bau bei Fir­men, der sich auf die Kom­mu­nal­steu­er aus­wirkt.

Wie kann ei­ne ÖPP hier kon­kret hel­fen?
Oder: Durch ein ÖPP-Mo­dell ent­steht ei­ne neue Ge­sell­schaft, in die die Ge­mein­de ihr Know-how, ih­re An­la­gen und Auf­ga­ben ein­bringt – und der pri­va­te Part­ner Ka­pi­tal, Tech­no­lo­gie und ope­ra­ti­ves Fach­wis­sen. Die Ge­mein­de bleibt Ge­sell­schaf­te­rin, hat Mit­be­stim­mung und Ge­büh­ren­ho­heit. Gleich­zei­tig wer­den Ge­win­ne aus dem Dritt­ge­schäft er­zielt, die als Zu­satz­ein­nah­men in das Ge­mein­de­bud­get zu­rück­flie­ßen – zweckun­ge­bun­den. Das ist ech­te wirt­schaft­li­che Ent­las­tung bei vol­ler kom­mu­na­ler Steue­rung.

Was sind ty­pi­sche Vor­ur­tei­le – und wie be­geg­nen Sie ih­nen?
Opelt: Die An­nah­me, dass Ge­büh­ren stei­gen oder Mit­ar­bei­ten­de ver­drängt wer­den, stimmt nicht. Die Ge­mein­de be­hält die Ge­büh­ren­ho­heit, wir ent­las­sen nie­man­den – im Ge­gen­teil. Wir schaf­fen neue Ar­beits­plät­ze und bau­en zu­sätz­li­che Dienst­leis­tun­gen auf. Die Mit­ar­bei­ten­den wer­den dienst­zu­ge­teilt oder über­nom­men, so­fern sie das wol­len. Aus Er­fah­rung wis­sen wir: Nach kur­zer Zeit ent­steht ein ein­ge­spiel­tes Team, das von der ge­mein­sa­men Ent­wick­lung pro­fi­tiert.

Die fünf Podiumsgäste diskutieren unter dem Motto „Partnerschaften für die Stadt von morgen“ auf einer Bühne mit rotem Saubermacher-Banner im Hintergrund. Auf der Projektionsfläche sind Namen und Rollen der Teilnehmenden sowie das Veranstaltungsthema sichtbar.
Beim Österreichischen Städtetag 2025 diskutierten Expert:innen über öffentlich-private Partnerschaften als Zukunftsmodell für Gemeinden – mit Fokus auf Effizienz, Investitionskraft und nachhaltige Entlastung kommunaler Budgets.

Wie sieht das in der Pra­xis aus?
Al­bel: Vil­lach ar­bei­tet seit 24 Jah­ren mit Sau­ber­ma­cher zu­sam­men. Da­mals hat­te die kom­mu­na­le Ent­sor­gung 66 Mit­ar­bei­ten­de und ei­nen Um­satz von 4,3 Mio. €. Heu­te sind es 90 Mit­ar­bei­ten­de und 14,3 Mio. € Um­satz. Mög­lich wur­de das durch neue Ge­schäfts­fel­der: ge­werb­li­che Kun­den, Even­t­ent­sor­gung, Raum­mo­dul-Ver­mie­tung. Die Be­schäf­tig­ten pro­fi­tie­ren so­gar di­rekt am Un­ter­neh­mens­er­folg, z. B. über Prä­mi­en. Das Mo­dell ist wirt­schaft­lich wie so­zi­al sta­bil.

Wie sieht es mit der In­ves­ti­ti­ons­fä­hig­keit aus?
Pilz: Mit ei­ner ÖPP kann die Ge­mein­de et­wa ihr An­la­ge­ver­mö­gen in die Ge­sell­schaft ein­brin­gen und er­hält im Ge­gen­zug Li­qui­di­tät. Da­mit kön­nen zum Bei­spiel neue ASZ ge­baut oder Fahr­zeu­ge an­ge­schafft wer­den – oh­ne neue Schul­den. Die Ge­win­ne aus dem ge­mein­sa­men Be­trieb flie­ßen in den or­dent­li­chen Haus­halt. Da­mit si­chern wir die Da­seins­vor­sor­ge lang­fris­tig ab.

Wie funk­tio­niert das mit der In­te­gra­ti­on des Per­so­nals?
Oder: Mit­ar­bei­ten­de kön­nen – je nach Wunsch – dienst­zu­ge­teilt oder über­nom­men wer­den. Die Be­sol­dung bleibt er­hal­ten, eben­so An­sprü­che. Wer nicht wech­seln möch­te, bleibt in der Ge­mein­de. Auch ge­werk­schaft­li­che Struk­tu­ren blei­ben ein­ge­bun­den. Das Per­so­nal ist ein zen­tra­ler Teil der Part­ner­schaft.

Was emp­feh­len Sie Ge­mein­den, die sich für ei­ne ÖPP in­ter­es­sie­ren?
Opelt: Wich­tig ist ei­ne fun­dier­te Mach­bar­keits­stu­die – da­mit man die wirt­schaft­li­chen Po­ten­zia­le und An­for­de­run­gen rea­lis­tisch ein­schätzt. Dann folgt ei­ne sau­be­re Aus­schrei­bung, und dar­auf auf­bau­end ein Ver­trag, der bei­de Sei­ten ab­si­chert. Wer von Be­ginn an of­fen und stra­te­gisch plant, wird schnell se­hen: 1 plus 1 ist hier mehr als 2.

Das Ge­spräch fand im Rah­men ei­ner Po­di­ums­dis­kus­si­on beim Ös­ter­rei­chi­schen Städ­te­tag 2025 statt.

 

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