
Gemeinsam mehr erreichen: Öffentlich-private Partnerschaften als Modell der Zukunft
ÖPPs ermöglichen Gemeinden eine moderne, wirtschaftlich stabile und sozial verantwortungsvolle Daseinsvorsorge – auch über Landesgrenzen hinweg. Saubermacher ist Vorreiter auf diesem Gebiet und betreibt derzeit 19 erfolgreiche Partnerschaften in Österreich und dem benachbarten Ausland. Gemeinden profitieren von kalkulierbaren Kosten, neuen Einnahmequellen durch Drittgeschäft und langfristiger Haushaltsentlastung.
Im Gespräch geben vier Expertinnen und Experten Einblick in Chancen, Voraussetzungen und Erfahrungen aus der Praxis.
- Günther Albel, Bürgermeister Stadt Villach
- Martin Oder, Rechtsanwalt und Partner Haslinger & Nagele
- Peter Pilz, Steuerberater BDO Austria
- Andreas Opelt, Chief Operating Officer (COO) Saubermacher Dienstleistungs AG
Wie ist die finanzielle Ausgangslage in den Gemeinden – und was bedeutet das für die Daseinsvorsorge?
Albel: Gemeinden haben aktuell mit enormem Druck zu kämpfen: Der Finanzausgleich ist nicht mehr ausgewogen, Investitionen sind kaum möglich. Wir sind die größten öffentlichen Investoren – wenn wir nicht mehr investieren können, steht viel still. Und das in einer Phase, wo mancherorts ASZ veraltet sind und Fuhrparks laufend erneuert werden müssten. Gemeinden brauchen Modelle, die ihnen Luft zum Atmen geben.
Was sagen die Zahlen zur Haushaltslage?
Pilz: Die Gemeinden sind die einzige Gebietskörperschaft, die ihr Defizit von 2023 auf 2024 nicht erhöht haben – sie leisten ihren Beitrag. Dennoch sinkt der Handlungsspielraum: 2019 kamen noch 51 % der Ertragsanteile tatsächlich an, 2024 sind es nur mehr 37 %. Umlagen fressen alles auf. Das operative Ergebnis hat sich seit 2019 halbiert. Gleichzeitig steigen die Personalkosten. Und auch die Einnahmen stagnieren – etwa durch Personalabbau bei Firmen, der sich auf die Kommunalsteuer auswirkt.
Wie kann eine ÖPP hier konkret helfen?
Oder: Durch ein ÖPP-Modell entsteht eine neue Gesellschaft, in die die Gemeinde ihr Know-how, ihre Anlagen und Aufgaben einbringt – und der private Partner Kapital, Technologie und operatives Fachwissen. Die Gemeinde bleibt Gesellschafterin, hat Mitbestimmung und Gebührenhoheit. Gleichzeitig werden Gewinne aus dem Drittgeschäft erzielt, die als Zusatzeinnahmen in das Gemeindebudget zurückfließen – zweckungebunden. Das ist echte wirtschaftliche Entlastung bei voller kommunaler Steuerung.
Was sind typische Vorurteile – und wie begegnen Sie ihnen?
Opelt: Die Annahme, dass Gebühren steigen oder Mitarbeitende verdrängt werden, stimmt nicht. Die Gemeinde behält die Gebührenhoheit, wir entlassen niemanden – im Gegenteil. Wir schaffen neue Arbeitsplätze und bauen zusätzliche Dienstleistungen auf. Die Mitarbeitenden werden dienstzugeteilt oder übernommen, sofern sie das wollen. Aus Erfahrung wissen wir: Nach kurzer Zeit entsteht ein eingespieltes Team, das von der gemeinsamen Entwicklung profitiert.

Wie sieht das in der Praxis aus?
Albel: Villach arbeitet seit 24 Jahren mit Saubermacher zusammen. Damals hatte die kommunale Entsorgung 66 Mitarbeitende und einen Umsatz von 4,3 Mio. €. Heute sind es 90 Mitarbeitende und 14,3 Mio. € Umsatz. Möglich wurde das durch neue Geschäftsfelder: gewerbliche Kunden, Evententsorgung, Raummodul-Vermietung. Die Beschäftigten profitieren sogar direkt am Unternehmenserfolg, z. B. über Prämien. Das Modell ist wirtschaftlich wie sozial stabil.
Wie sieht es mit der Investitionsfähigkeit aus?
Pilz: Mit einer ÖPP kann die Gemeinde etwa ihr Anlagevermögen in die Gesellschaft einbringen und erhält im Gegenzug Liquidität. Damit können zum Beispiel neue ASZ gebaut oder Fahrzeuge angeschafft werden – ohne neue Schulden. Die Gewinne aus dem gemeinsamen Betrieb fließen in den ordentlichen Haushalt. Damit sichern wir die Daseinsvorsorge langfristig ab.
Wie funktioniert das mit der Integration des Personals?
Oder: Mitarbeitende können – je nach Wunsch – dienstzugeteilt oder übernommen werden. Die Besoldung bleibt erhalten, ebenso Ansprüche. Wer nicht wechseln möchte, bleibt in der Gemeinde. Auch gewerkschaftliche Strukturen bleiben eingebunden. Das Personal ist ein zentraler Teil der Partnerschaft.
Was empfehlen Sie Gemeinden, die sich für eine ÖPP interessieren?
Opelt: Wichtig ist eine fundierte Machbarkeitsstudie – damit man die wirtschaftlichen Potenziale und Anforderungen realistisch einschätzt. Dann folgt eine saubere Ausschreibung, und darauf aufbauend ein Vertrag, der beide Seiten absichert. Wer von Beginn an offen und strategisch plant, wird schnell sehen: 1 plus 1 ist hier mehr als 2.
Das Gespräch fand im Rahmen einer Podiumsdiskussion beim Österreichischen Städtetag 2025 statt.