KI-basierte Altglas-Sammlung in der Steiermark optimiert Logistikprozesse, reduziert CO2-Emissionen und steigert die Effizienz durch präzise Füllstandvorhersagen.
27. November 2023

KI macht Altglas-Sammelstellen nach­haltig sauber

Bürger:innen profitieren von mehr Sauberkeit, Kom­mu­nen von gesteigerter wirtschaftlicher sowie ö­ko­lo­gi­scher Performance: Dank der „Smart Collection Platt­form“ werden Logistikprozesse in der Altglas-Samm­lung optimiert und Kosten sowie CO2-Em­mis­sio­nen gesenkt. Ein smarter Algorithmus be­rech­net auf Basis von Füll­stand­da­ten effizientere Rou­ten zur Entleerung. Dabei können überfüllte Sam­mel­stel­len um 75 Prozent re­du­ziert und so die Ent­sor­gungs­qua­li­tät für Bür­ger:in­nen gesteigert werden. Auch die Trans­port­ki­lo­me­ter können um rund 15 Prozent reduziert wer­den, was zur De­kar­bo­ni­sie­rung der Alt­glas­samm­lung beiträgt. Die Umstellung von Schütt- auf Hubbehälter schafft weitere Vorteile.

Künstliche Intelligenz optimiert Routenplanung. In der Steiermark sind fünf LKW-Fahrer von Saubermacher unterwegs, um die Altglas-Sam­mel­be­häl­ter in 90 Gemeinden zu leeren. Insgesamt werden rund 1.400 Sam­mel­stellen angefahren und rund 1.900 Behälter entleert.

Seit über 45 Jahren wird in Österreich Altglas separat gesammelt und re­cycelt. Saubermacher war wesentlich daran beteiligt, die getrennte Samm­lung in der Steiermark zu etablieren. Diese Pionierrolle wird auch im Bereich Waste Intelligence zur weiteren Verbesserung der Sammel- und Verwertungswege weiterverfolgt. Um digitale Tools und Künstliche Intelligenz (KI) auch im Bereich der Altglassammlung einsetzen zu kön­nen, wurde gemeinsam mit den Kooperationspartnern Denovo, SLOC und Know-Center ein KI-gestütztes System zur Weiterentwicklung von Ab­fall­sammeltouren entwickelt. Das Tool besteht aus einem Portal, einem spe­ziellen Optimierungsalgorithmus und einer besonders an­wen­der­freund­li­chen App für die LKW-Fahrer:innen. Eine intelligente Platt­form bün­delt relevante Logistik-Informationen (z. B. max. LKW-Nutzlast, Verkehrsdaten etc.) mit aktuellen Füllstanddaten und der Spe­zial-Al­go­rithmus ermittelt die optimale Entleerungstour. Dadurch wird eine Ein­sparung von 15 Prozent der bisherigen Transportkilometer mög­lich. Ziel der Di­gi­ta­li­sie­rungs­maß­nah­men ist es, Verbesserungen für die Bür­ger:innen zu schaf­fen und auch Schritt für Schritt in Richtung kli­ma­freundliche Abfalllogistik zu gehen.

Eva Koller, Geschäftsführerin von Austria Glas Recycling, ist von dieser in­no­va­tiven Entwicklung überzeugt: „Die Smart Collection Plattform ver­bindet menschliche Erfahrung mit künstlicher Datenintelligenz zu ei­nem Wissensschatz völlig neuer Dimension, aus dem wir für das Glas­re­cy­cling­system in der Steiermark schöpfen können. Wie ein op­ti­males Glas­sam­melsystem gestaltet sein soll, liegt im Auge der Be­trach­ter:in­nen. Bürger:innen haben andere Anforderungen als Ent­sor­ger, Um­welt­schützer als Ökonominnen. Es zählt zu unserem Alltag, ö­ko­lo­gi­sche, ökonomische und viele andere Aspekte möglichst aus­ge­wo­gen zu be­rück­sich­tigen. Digitale Elemente unterstützen dabei, die­sem An­spruch gerecht zu werden.“

Die Smart Collection Plattform von Saubermacher setzt auf einen intelligenten Algorithmus, der überfüllte Sammelstellen um 75 Prozent reduziert und die Transportkilometer um etwa 15 Prozent verringert.
Foto (v.l.n.r.). Markus Böheim, LKW-Fahrer Saubermacher; Andreas Opelt, COO Saubermacher; Günter Schrattner, Sales Manager Saubermacher; Eva Koller, Geschäftsführerin AGR; Christiana Meßner und Heidi Weinhandl, Abfallberaterinnen AWV Graz Umgebung; Hans Roth, Saubermacher Gründer; Michael Husak, Leiter Logistikplanung Saubermacher; Markus Hutter und Thomas Kaiser, LKW-Fahrer Saubermacher.

Weiterentwicklung steigert Kosteneffizienz. Während zu Projektbeginn 2019 Sensoren zur Füllstandmessung eingesetzt wurden, um Daten zu sam­meln und optimale Routen zu finden, funktioniert die Smart Collection Plattform mittlerweile bereits auch ohne Sensoren. Dank mo­derns­ter Entwicklungen kann durch den Einsatz von KI basierend auf In­for­ma­tionen der LKW-Fahrer:innen eine präzise Füllstandvorhersage für jede Sammelstelle getroffen werden. Diese wegweisende Innovation senkt die Investitionskosten nahezu auf null, steigert jedoch die Effizienz der Abholrouten erheblich und reduziert Überfüllungen von Sam­mel­sta­tionen um bis zu 75 Prozent. Gut gefüllte Sammelbehälter wer­den recht­zei­tig abgeholt und so die Qualität der Altglas-Entsorgung für Bür­ger:innen verbessert.

Zudem bietet die Plattform erstmals auch Transparenz für die Kunden. So können gemeinsam mit Abfallwirtschaftsverbänden faktenbasiert op­ti­ma­le Standorte für Sammelstellen auswählt und diese entsprechend den Anforderungen vor Ort, etwa bei Überlastung, adaptiert werden. Ver­bän­de, Gemeinden und Kunden haben Echtzeit-Zugriff auf geplante und ge­fah­rene Routen, um schnell auf Rückfragen von Bürger:innen re­a­gie­ren zu können.

„Durch Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schaf­fen wir mit der Smart Collection Plattform wesentliche Ver­bes­se­rungen für die Bürger:innen in der Steiermark. Überfüllte Müll­sammelinseln ge­hö­ren der Vergangenheit an und bedarfsgerechte Ent­leerung wird im kommunalen Bereich erstmals Realität. Ich bin Austria Glas Recycling und dem AWV Graz-Umgebung sehr dankbar für das Ver­trau­en, dieses Projekt gemeinsam umzusetzen. So betreiben wir ak­ti­ven Klimaschutz in der Region“, ist Hans Roth, Saubermacher Grün­der, von der umweltfreundlichen Lösung begeistert.

Neue Behältertechnologie im Vormarsch. Sukzessive wird in Österreich von Schüttbehältern, bei denen die Altglas-Tonnen klassisch in den LKW gekippt werden, zu Hubbehältern umgestellt, die mittels Kran über den LKW gehoben und entleert werden. Der Vorteil von Hubbehältern ist, dass sie mehr Füllvolumen als Schüttbehälter haben und von einer Person per Kran entleert werden können. Somit reduziert sich der Personaleinsatz. Außerdem sind weniger Sammelstellen und Behälter notwendig. Das senkt auch Transportkilometer. Auch die Altglasqualität steigt, da die neu­en Behälter farblich besser gekennzeichnet sind. Das ist besonders wichtig, da bereits eine einzige farbige Flasche ausreicht, um 500 Ki­lo­gramm Weißglas zu verfärben. Die richtige Trennung in Weiß- und Bunt­glas ist essenziell, damit die Qualität für das Recycling stimmt. Hinzu kommt, dass Glasverpackungen unendlich oft wiederaufbereitet werden können. Mit dem Abfallwirtschaftsverband Graz-Umgebung wurden hier bereits erfolgreich die ersten Sammelstellen umgestellt. „Das ge­sam­mel­te Altglas wird in den Glasfabriken zur Produktion von neuen Glas­ver­pa­ckun­gen eingesetzt. Altglas ist also ein wertvoller Rohstoff – daher ist es immens wichtig, dass Bürger:innen ihr Altglas weiterhin in die Altglas-Container einbringen, auch wenn der Weg dahin nun ein we­nig weiter ist“, so Christiana Meßner und Heidi Weinhandl, Ab­fall­be­ra­terinnen beim Abfallwirtschaftsverband Graz-Umgebung. Stei­er­markweit sind bereits über 85 Prozent der Altglas-Container auf das Hub­sys­tem umgestellt.

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