„Der Weg ist das Ziel, nicht das Ziel ist das Ziel.“
Die aktuelle Coronakrise betrifft uns alle. Haben Sie einen Tipp, wie man durch die schwierige Zeit kommt? Was raten Sie jemandem, der sich Zukunfts-Sorgen macht?
Fasching: Ängste sind etwas Normales, vor allem, wenn es um den Verlust von Menschen oder Arbeitsplätzen geht. Etwas, das in der jetzigen Situation vielleicht beruhigt: Wir sitzen alle im gleichen Boot. D. h. meine Ängste sind auch die meiner Mitmenschen. Wichtig, man braucht ein gewisses Vertrauen in das, was von Politik, Staat usw. vorgegeben wird. Es sollte nicht nur an das Schlimmste gedacht werden. Die Aufmerksamkeit lenkt nämlich die Energie. Deswegen ist es wichtig, sich auch auf das Positive zu fokussieren. Ein Tipp dazu: Medienkonsum reduzieren. Das Wesentlichste sollte man natürlich aufnehmen, man sollte sich jedoch nicht dauernd mit der Krise beschäftigen, denn das verunsichert zusätzlich.
Außerdem ist es manchmal gut, die Vogelperspektive einzunehmen, um seine Ängste etwas zu verringern. Wenn man direkt in der Angst lebt, ist man nicht in der Realität, sondern in einer Wahrnehmung – man sieht alles durch einen Filter. Und es braucht in solchen Situationen auch eine gewisse Kreativität. Man muss Eigenverantwortung übernehmen. Man muss wissen, dass man Teil der Lösung ist und jeder Einzelne etwas beitragen kann. Zudem hilft es oft, gedanklich einfach loszulassen. Denn dann passieren plötzlich Dinge, denen man vorher verstärkt Beachtung geschenkt hat.
Und zum Schluss noch der Link zum Sport: In solchen Krisen sollte man (wenn möglich) raus in die Natur gehen und sich bewegen – natürlich mit dem vorgegebenen Sicherheitsabstand. Dadurch kann Stress gut abgebaut werden.
Stichwort Sport und Ihre überragenden Erfolge. Dafür sind körperliche Verfassung und mentale Stärke ausschlaggebend. Welcher Part ist wichtiger?
Das ist eine häufig gestellte Frage. Man kann das aber nicht gewichten, denn das eine braucht das andere und beides muss ausgeprägt sein. Der Körper muss grundsätzlich gut trainiert sein und dann kommt noch der Kopf dazu. Beide Bereiche müssen harmonieren. In verschiedenen Situationen ist dann einer der beiden Teile etwas wichtiger. Als ich z. B. in Russland mit dem Rad unterwegs war, ging es rund 2.000 km ohne Steigung nur gerade-aus. Hier kommt vor allem der Kopf ins Spiel.
10.000 km in 21 Tagen mit dem Rad durch Russland (Russia Coast to Coast) – wie motivieren Sie sich in solchen Situationen?
Es wird einfacher, wenn man sich alles gut einteilt. Das Wichtigste ist, ein klares Ziel vor Augen zu haben. Dieses muss schon eine längere Zeit davor fokussiert werden. Unter dem Motto „groß denken und klein starten“ fährt man dann einfach einen Kilometer nach dem anderen.
In schweren Situationen erinnere ich mich selbst wieder daran, warum ich das überhaupt mache und was mein ursprüngliches Ziel war. Ich versuche immer optimistisch an die Sache zu gehen und das Positive hervorzuheben. Außerdem sehen Außenstehende solche Herausforderungen viel komplizierter und schwerer als der Akteur selbst – so „zach“ ist das gar nicht.
Wenn es mal nicht so läuft – wie hält man auch Niederlagen bzw. Tiefs gut aus?
Dann heißt es geduldig bleiben. Hier profitiere ich vor allem von meinen gesammelten Erfahrungen. Diese sind alle unterbewusst gespeichert und können in bestimmten Situationen abgerufen werden. Das funktioniert sowohl privat als auch beruflich.
Und wenn es mal nicht rund läuft und man trotzdem genau weiß, was man will, kommt man relativ schnell wieder aus einem Tief raus. Lamentieren bringt in diesem Falls nichts. Die Lösungssuche ist wichtiger als die Problemsuche. Beim Sport z. B. heißt das einfach mal langsamer machen oder eine Pause einlegen. Man darf aber nie das Ziel aus den Augen verlieren. Der Mensch funktioniert nur mit Höhen und Tiefen. Ohne Niederlagen gibt es auch keine Erfolge.
Oft steckt man sich privat wie beruflich hohe Ziele. Haben Sie einen Tipp, wie eine erfolgreiche Umsetzung gelingen kann?
Es gibt keinen „Universaltipp“. Das Wesentliche ist jedoch, dass man weiß, was man will. Man muss sich die Frage stellen, wo das Herz dabei ist und wo die Leidenschaft steckt. Natürlich ist auch die Sinnhaftigkeit des Tuns wichtig. Motivation alleine ist nicht alles. Wenn man hinter seinem Tun keinen Sinn sieht, kann man es auch nicht schaffen.
Man muss dort beginnen, wo man gerade ist, nicht da, wo mein sein möchte. Beim Sport z. B. bedeutet das, langsam anzufangen. Es geht vor allem um die Erlebnisse und nicht in erster Linie um die Ergebnisse. Wenn man im Beruf mit wenig Freude an die Arbeit geht, bleiben die Erlebnisse und in Folge auch die Ergebnisse aus. In diesem Sinne: „Der Weg ist das Ziel, nicht das Ziel ist das Ziel.“
Im Gespräch mit Wolfgang Fasching merkt man sofort, dass er mit Herz und Seele seiner Berufung nachgeht und viel zu erzählen hat. Den Sportler und Saubermacher verbindet schon eine lange Partnerschaft. Im Mai 2001 bestieg Wolfgang Fasching den Mount Everest und führte die weltweit erste Müllentsorgung am höchsten Berg der Welt durch. Saubermacher bedankt sich für das interessante und sympathische Interview.
Mehr zu Wolfgang Fasching: https://www.fasching.co.at/