Interview mit Spar-Geschäftsführer Christoph Holzer
Wie wirkt sich die Coronakrise auf den Lebensmittelhandel aus? Profitiert die Branche so, wie viele meinen?
Holzer: Vier Wochen lang war der Lebensmitteleinzelhandel mit seinem gesamten Sortiment die einzige Möglichkeit, Lebensmittel und viele Produkte des täglichen Bedarfs zu kaufen. Für uns war es selbstverständlich, dass wir auch in dieser besonderen Zeit unsere kundenorientierte Preisgestaltung beibehalten und wir haben keine zusätzlichen Sortimente aufgenommen. Jedoch haben wir selbstverständlich alle unsere lange im Vorhinein bestellten Saison- und Aktionsartikel den Kunden angeboten. Durch den Entfall der gesamten Gastronomie besteht auch weiterhin ein Bedarf nach einem stärkeren Lebensmitteleinkauf als zu „Normalzeiten“. Unsere Mehrumsätze, die wir seit Ausbruch der Krise tätigen, kommen überwiegend aus dem Bereich Lebensmittel und nur in sehr geringem Ausmaß aus dem Bereich NonFood.
Wir haben uns diese Rolle des Alleinversorgers der Bevölkerung nicht ausgesucht und haben es mit viel Aufwand und dem außergewöhnlichen Einsatz unserer Mitarbeiter geschafft, durchgängig eine sehr gute Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Darauf kann der gesamte Lebensmitteleinzelhandel sehr stolz sein.
Wie ist die Lage bei Spar?
Nach den ersten Tagen um den 13. März herum mit den inhaltlich teilweise doch recht überraschenden Hamsterkäufen (z. B. Toilettenpapier) hat sich schnell eine neue „Normalität“ eingestellt. Teilweise ist die Warenbeschaffung nach wie vor sehr herausfordernd und wird in den nächsten Monaten durch die schwierigere Gesamtsituation in einigen europäischen Ländern weiterhin erschwert sein. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass es uns weiterhin gelingen wird, eine sehr gute Verkaufsbereitschaft in unseren Geschäften sicherzustellen.
Wie hat sich der Arbeitsalltag der Mitarbeiter verändert?
Die massiven Veränderungen für unsere Mitarbeiter lassen sich schwer beschreiben. In den ersten Tagen, in denen mit unvorstellbarem Einsatz sichergestellt wurde, dass unsere Kunden ihre Bevorratungs-Einkäufe erledigen konnten, ist ein Heldenstatus entstanden. Es gab sehr viel Dankbarkeit gegenüber unseren Teams in unseren Geschäften. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch noch keinerlei Schutzvorrichtungen an den Kassen, Masken waren noch vollkommen unüblich und auch nicht vorhanden. Auch das Abstandhalten hat nicht gut funktioniert. Umso größer waren natürlich auch die Befürchtungen hinsichtlich der Gefahr der Ansteckung.
Nach mehr als vier Wochen ist das körperliche Arbeiten mit der Maske natürlich sehr beschwerlich, aber gleichzeitig schon fast Routine. Leider haben jedoch auch schon manche Kunden ihre Dankbarkeit gegenüber unseren Mitarbeitern wieder vergessen. Insgesamt glaube ich aber, dass vielen Menschen die Bedeutung und der Wert einer guten Versorgung mit möglichst regionalen Lebensmitteln stark bewusst geworden ist. Das wirkt sich hoffentlich auch nachhaltig positiv auf die Wertschätzung für Lebensmittel und für die Menschen, die im Lebensmittelhandel arbeiten, aus.
Sind Coronakrise und Nachhaltigkeit vereinbar? Wie schaut das in Ihrem Unternehmen aus?
Manche Ziele bzw. Vorgaben hinsichtlich Nachhaltigkeit (z. B. Verpackung) mussten für sehr kurze Zeit hintangestellt werden. Unseren gesamten Nachhaltigkeits-Fahrplan zu den verschiedensten Themen wie Ware, nachhaltiges Bauen, Energiemanagement und natürlich Reduktion von Müll wird das aber nicht beeinträchtigen oder verzögern.
Welchen Tipp haben Sie für die Krise?
Abstand halten, Masken tragen und auch vernünftig in den Sozialkontakten bleiben – und nie vergessen, dass es sehr viele Menschen gegeben hat, die durch ihren besonderen Einsatz dazu beigetragen haben, dass wir sehr gut durch diese schwere Phase gekommen sind. Damit nutze ich diese Gelegenheit, mich bei den Teams der Entsorgungsunternehmen für ihren Einsatz zu bedanken.