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Josef Zotter vor einem großen Topf mit Schokolade
13. Mai 2020

Interview mit Josef Zotter

Unser langjähriger Kunde und Schokoladen­hersteller spricht über seinen neuen Ar­beitsalltag durch Corona und ein Umdenken in Richtung mehr Regionalität.

Eine Krise könnte auch zu erhöhtem Schoko-Genuss führen. Ist Ihr Absatz höher als sonst?

Zotter: Naja, das hören wir oft, das dürfte aber eine Mär sein. Schokolade ist natürlich so ein kleiner leistbarer Genuss, den man sich gerne bei Stress als Belohnung gönnt. Bei Kindern sagt man auch, wenn du brav bist, dann… usw. Aber so eine echte Krise wie die derzeitige braucht niemand, um irgendeinen Konsum anzukurbeln.

Wie beeinflusst die Coronakrise den Arbeitsalltag bei Ihnen?

Super ist das, denn ich muss viel weniger herumreisen, viel weniger Abendtermine und weniger „Bussi Bussi“. Dadurch habe ich eine unglaubliche Zeitersparnis und kann endlich meinen wilden Garten ohne englischen Rasen genießen. Ich komme auch immer mehr drauf, was wir alles nicht so dringend brauchen. Ich arbeite gerade am neuen Schokoladesortiment für den Herbst und endlich darf ich auch Sorten umsetzen, die nicht unbedingt dem Größenwahn der Geschmackskurven geschuldet sind. Also Frischblutschokolade und Proteinstoß von Würmern und Heuschrecken müssen wir jetzt nicht machen, die Leute sind so auch verschreckt genug (lacht). Wir haben die letzten Jahre schon fast nicht mehr gewusst, was wir noch nie Dagewesenes an Geschmackswahnsinn draufsetzen könnten. Jetzt sehnt man sich wieder nach etwas Vertrautem, wie Amarena-Kirsch und Milchschoko-Klassik.

Zotter steht u. a. für Nachhaltigkeit. Möchten Sie Ihre CSR-Tätigkeiten künftig weiter ausbauen?

Ja, selbstverständlich. Bio + Fair machen wir sowieso zu 100 %, nahezu schon immer. EMAS jetzt erst recht bzw. gerade jetzt haben wir eine Riesenchance, Dinge konsequent umzusetzen, von denen wir lange geträumt haben. Wir möchten in ein paar Jahren mehr Energie im Unternehmen produzieren, als wir verbrauchen.

Meine Kakaobauern bemühen sich (im Moment leider auch ein wenig aus Angst), ihren Kakao noch besser zu machen und fürchten sich, dass wir morgen die ausgemachten Preise nicht mehr bezahlen. CSR muss auch Vertrauen zueinander beinhalten. Handschlagqualität ohne Handschlag im Moment, auch zu allen anderen Lieferanten. Auch die Mitarbeiter brauchen jetzt die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes, mehr denn je.

Was Privates, eine Errungenschaft bei mir zuhause, was euch interessieren dürfte: Ich verwende keine Plastikmüllsackerl mehr. Das war ja auch absurd, den Müll noch zu verpacken. Jetzt waschen wir den Müllkübel einfach aus und haben wieder etwas verändert.

Josef Zotter mit Kakaobauern aus Madagaskar
Josef Zotter mit Kakaobauern aus Madagaskar.

Welche Chancen sehen Sie in der aktuellen Krise?

Dass wir die bis jetzt gelebte Globalisierung und unser Reiseverhalten wirklich überdenken. Jetzt reden alle über Covid-19, aber die Klimaveränderung sollten wir jetzt echt angehen und ich denke, das wird auch passieren. Die Chancen für „regionale Onlineshops“ und die Greissler von gestern sind im Moment enorm.

Zehn Produzenten (mehr natürlich auch) in einem Ort können sich zusammentun und persönlich zustellen, mit Lastenrad oder E-Mobil. Da kann man „Guten Tag“ und „Danke“ sagen an der Tür. Das können die Amazons und Zalandos nicht so schnell. Klar, die drucken eine Karte, das ist aber nicht persönlich. Wir werden wieder mehr Insourcing statt Outsourcing machen (das machen wir schon sehr lange bei uns im Betrieb), weil das immer effizienter wird und wir diese endlosen Lieferketten durchbrechen.

Ein Tischler muss wieder Möbel und Fenster machen und der Zotter soll sich nur um Schoko kümmern. Jaja, ich weiß – und der essbare Tiergarten? Den machen wir auch gerne, damit wir darüber nachdenken, ob weniger Fleischessen nicht doch besser für den Planeten wäre. Übrigens, Schoko essen die meisten auch zu viel. Also lieber weniger, aber dafür was Gutes (lacht).