Klimaschutz im Einkaufswagen: Die Caritas ruft mit dem „Umgekehrten Adventkalender“ dazu auf, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Regional und saisonal einkaufen schont nicht nur das Klima, sondern unterstützt auch die heimische Landwirtschaft.
7. Dezember 2023

Klimaschutz beginnt im Ein­kaufs­wagen: Verwenden statt verschwenden, lokal statt global

Regionale, saisonale und frische Lebensmittel haben beim Klimaschutz den eindeutigen Heimvorteil und sie tun auch der Gesundheit gut. Ein hoher Wert, der viel mehr ins Bewusstsein zu rücken ist, landen doch viel zu viele noch genießbare Lebensmittel – vor allem auch in der Weihnachtszeit – achtlos im Müll. Statt Lebensmittel zu verschwenden hat die Caritas den „Umgekehrten Ad­vent­kalender“ Lebensmittel-Spenden-Aktion ins Le­ben ge­rufen

Achtsamer Umgang mit Lebensmitteln gefragt. „Zu Weihnachten geht es um Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen. Genauso achtsam müs­sen wir mit unseren wertvollen Lebensmitteln umgehen. Mit einem re­gio­nalen und saisonalen Weihnachtsessen schont man das Klima und die Umwelt und unterstützt unsere heimische Landwirtschaft, wo von un­se­ren Familienbetrieben unter höchsten Standards gearbeitet wird. Gleich­zeitig sollten wir gerade zu Weihnachten besonders darauf achten, dass keine Lebensmittel im Müll landen“, sagt Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer. Ein bewusster Einkauf direkt bei unseren Bäuerinnen und Bauern ist die beste Prävention gegen Lebensmittelverschwendung, denn in den Bauernladen und auf Bauernmärkten bekommt man genau die passende Menge, statt auf festgelegte Verpackungsgrößen an­ge­wie­sen zu sein.

Einkaufsverhalten ist starker Hebel für Klimaschutz. Unser Ein­kaufs­ver­hal­ten trägt enorm zur persönlichen Klimabilanz bei. Es ist ein sehr star­ker Hebel für den Klimaschutz und die persönliche Gesundheit“, sagt Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. Leider werden noch immer viel zu viele Lebensmittel, die in den Einkaufswagen ge­legt wer­den, nicht verbraucht und letztendlich über die Mülltonne entsorgt. Durch Lebensmittelverschwendung und -verluste wie etwa durch falsche Lagerung, fehlende Kühlung oder Verderb entstehen laut IPCC-Bericht (Sonderbericht der UNO zum Klimawandel) rund zehn Prozent der vom Menschen gemachten Treibhausgas-Emissionen. In der Steiermark fallen jährlich 170.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle (Ö: rund 1 Mil­lio­nen Tonnen) an. Jeder Haushalt entsorgt noch genießbare Le­bens­mit­tel im Wert von rund 800 Euro.

Jeder kann mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln einen wich­ti­gen Beitrag zum Klimaschutz leisten. „Jeder von uns kann beim Le­bens­mit­tel-Einkauf ohne Verzicht dazu beitragen, klimaschädliches C02 ein­zu­spa­ren. Das Billigste und hochverarbeitete Lebensmittel aus aller Welt in Übermengen einzukaufen, um dies dann in der Mülltonne zu ent­sor­gen, das ist der falsche Weg“, sagt Pein. „Sorgen wir durch einen be­wuss­ten Einkauf für Weiß-Grüne Weihnachten und damit für mehr Nach­hal­tig­keit und mehr Genuss!“, ergänzt Schmiedtbauer. Die A­grar­po­li­ti­kerinnen plä­die­ren gemeinsam dafür regional und saisonal ein­zu­kaufen und nur so viel in den Ein­kaufs­wagen zu legen, wie tat­säch­lich auch ver­braucht wer­den kann – direkt beim Bauern, in den Hof­lä­den oder auf Bau­ern­märk­ten. Nur ein Beispiel eines köstlichen Weih­nachts­menüsGebeizter Rinds­braten mit Schupfnudeln, Wintersalat und Bratapfel mit Top­fen­souf­flé“ verdeutlicht den wichtigen Klimaschutz-Beitrag jedes ein­zel­nen von uns: 50.964 Transportkilometer oder mehr als eine Erd­um­run­dung (1,3-mal) haben internationale Lebensmittelzutaten hin­ter sich, bevor sie auf die Teller kommen. Bei Verwendung regionaler Zu­ta­ten be­trägt der Trans­port­weg lediglich 427 Kilometer.

Trendumkehr: Lebensmittel sind kostbar und wertvoll. Falle Min­dest­halt­barkeitsdatum.Beim Lebensmittel-Einkauf ist eine Trend­um­kehr dringend notwendig und es muss uns der Wert und die Kost­bar­keit unserer Lebensmittel viel besser bewusst werden“, sagt Pein. Hinter jedem Lebensmittel stehen Bäuerinnen und Bauern, die diese mit viel Einsatz herstellen, die Kulturpflanzen pflegen, die Tiere sorgsam bet­reu­en und die Böden nachhaltig bewirtschaften. Erfreulich ist, dass sich mehr als 20 Prozent der festlichen Gastgeber zur Weihnachtszeit mehr Gedanken über die Bewirtung machen und sehr gerne lokale und re­gio­na­le Besonderheiten bevorzugen (Brandstätter Markt- & Mar­ken­for­schung). Um der Bevölkerung den Einkauf von regionalen, saisonalen Lebensmitteln leichter zu machen, fordert Vizepräsidentin Maria Pein gemeinsam mit Landesrätin Simone Schmiedtbauer die Her­kunfts­kenn­zeich­nung von verarbeiteten Lebensmitteln. Mehr Ei­gen­ver­ant­wortung ist auch beim Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) angebracht, weil viele Le­bens­mittel auch danach noch eine gewisse Zeit genießbar sind – Schau­en, Riechen und Schmecken sind hier die bes­se­ren Ratgeber (Anhang). Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt nur an bis wann das un­ge­öff­nete Produkt seine typische Eigenschaft behält.

Regionale und saisonale Lebensmittel habe einen hohen Wert, der noch mehr ins Bewusstsein zu rücken ist. Leider werden vor allem in der Weihnachtszeit viel zu viele Lebensmittel achtlos in den Müll geworfen – statt Lebensmittel zu verschwenden, hat die Caritas den „Umgekehrten Adventkalender“ ins Leben gerufen.
Im Bild v.l.n.r.: Saubermachergründer Hans Roth, Ernährungsforscherin Sandra Holasek, Landesrätin Simone Schmiedtbauer, Landwirtschaftskammer Vizepräsidentin Maria Pein, Caritas Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler; Fotocredit: LK Steiermark/Danner

Ernährungsforscherin Sandra Holasek, Meduni Graz: Regionales, saisonales und frisches Essen hält Menschen länger gesund. „Regionale, saisonale und frische Lebensmittel haben eine hohe Wer­tigkeit an Inhaltsstoffen, die ideal für die in der jeweiligen Region le­ben­den Menschen sind. Und genau das ist für die Gesundheit von gro­ßer Bedeutung“, sagt Sandra Holasek, Ernährungsforscherin an der Meduni Graz. Das beweisen vor allem Erkenntnisse aus Studien mit 100-Jährigen, wobei die Lebensmittel- und Ernährungskompetenz dieser Hochbetagten einen besonders wichtigen gesundheitlichen Effekt hat – sie können mit den in ihrer Umgebung wachsenden frischen Le­bens­mit­teln um­ge­hen, die­se begreifen und zubereiten, was jedoch leider immer mehr in Ver­ges­sen­heit gerät. Holasek: „Weil uns in Ös­ter­reich der Wert der Le­bens­mit­tel für unsere Gesundheit zu wenig be­wusst ist, haben wir in persönlichen Gesundheitsfragen im Vergleich zum EU-Schnitt er­heb­li­chen Auf­hol­be­darf.“  Und weiter: „Aus­schlag­ge­bend für gesunde Le­bens­jah­re im Alter ist auch die Acht­sam­keit beim Essen. Sich den gan­zen Tag durch­zu­sna­cken ist schlecht, während ein achtsames, be­wuss­tes Essen für das man sich Zeit nimmt, gesundheitsfördernd ist.“

Saubermacher-Gründer Hans Roth: Fehlwürfe macht die Restmülltonne so richtig teuer.Während der Weihnachtsfeiertage entstehen jedes Jahr über 20 Prozent mehr Abfall und es werden Lebensmittel im Wert von 30 Millionen Euro vernichtet. Besonders viele Fehlwürfe gibt es bei der schwar­zen Restmülltonne“, ist Hans Roth, Aufsichtsratsvorsitzender der Saubermacher Dienstleistungs AG wegen der dadurch sehr hohen Kosten alarmiert. Roth nennt dazu weitere Fakten und Zahlen: Bis zu zwei Drittel ist die Rest­müll­ton­ne mit Lebensmittel befüllt, zur Weihnachtszeit sogar um et­wa zehn Prozent mehr. Was sind die Top-5-Lebensmittel in der Rest­müll­ton­ne? Roth: „An erster Stelle stehen Brot & Gebäck, dann folgen Obst & Gemüse, an dritter Stelle Milchprodukte & Eier, danach Fleisch & Wurstwaren und am fünfthäufigsten sind Fische in der schwar­zen Ton­ne“.  Der Saubermachergründer ist dennoch zu­ver­sicht­lich: „Durch aktive Müllvermeidung und Mülltrennung kann jeder etwas zum Kli­ma­schutz beitragen und Geld und Ressourcen sparen.“

Saubermacher unterstützt Aktion „Umgekehrter Adventkalender“ der Caritas. Mit der Caritas-Aktion „Umgekehrter Adventkalender“ können Lebensmittel gespendet werden. Dazu Nora TödtlingMusenbicher, Di­rek­torin der Caritas Steiermark: „Speziell zu Weihnachten möchten wir mit dem „Umgekehrten Adventkalender“ dazu ermuntern, an jene zu den­ken, denen es nicht so gut geht.“ Dazu nimmt man eine Schachtel und fügt für jeden Tag im Advent einen haltbaren, verpackten Artikel hinzu. Am 24. ist daraus ein hilfreiches Paket für einen bedürftigen Men­schen geworden. Diese Pakete können auch nach Weihnachten noch in allen steirischen Carla-Shops abgegeben werden und helfen uns dann, Men­schen in der jeweiligen Region mit Lebensnotwendigem wie Nah­rungs­mit­tel, aber auch Hygieneartikeln zu versorgen. Auf diesem Weg können Lebensmittel noch etwas ganz anderes, nämlich eine eigene Weih­nachts­bot­schaft übermitteln: Die Botschaft von Solidarität und Zu­sam­men­halt.

Tödtling-Musenbichler: Lebensmittelverschwendung ist auch ein ethi­sches Thema. „Deshalb machen wir uns dafür stark, dass es gar nicht so weit kommen muss, dass in Haushalten Lebensmittel weg­ge­wor­fen wer­den. Wenn man bei der Durchsicht der eigenen Vorräte zum Beispiel ent­deckt, dass die ungeöffnete Packung Reis, Nudeln oder Mehl nicht mehr lange haltbar ist und in der eigenen Familie nicht mehr auf­ge­braucht wer­den kann, so kann man diese sehr gerne spenden – wichtig ist, dass die Lebensmittel verpackt und haltbar sind. Das Ma­rien­stüberl in Graz ist dafür eine Drehscheibe“, so die Caritas-Di­rek­to­rin.  Dort erhalten Men­schen, die sich schwertun, ihren Le­bens­un­ter­halt zu bestreiten, Hilfe in Form von Lebensmitteln. Die Caritas unterstützt dort aktuell jede Wo­che 200 bis 250 Haushalte mit Lebensmitteln für den eigenen Bedarf.

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